Minischweine werden als Haustiere immer beliebter. Forscher haben den direkten Vergleich mit unserem besten vierbeinigen Freund, dem Hund, gewagt. Sie stellen fest: In manchen Domänen ist das Schwein einfach besser.
Schon seit mindestens 15.000 Jahren leben Hunde mit uns Menschen zusammen. Vor etwa 9000 Jahren begannen wir, sie gezielt für unsere Zwecke und Bedürfnisse zu züchten. Damit sind Hasso, Rex und Co. unsere ältesten Haustiere. Wie kein anderes haben diese Vierbeiner uns in all den Jahren kennengelernt. So können sie anhand unserer Gestik und Mimik unsere Stimmung ablesen und uns sogar manipulieren, um das zu bekommen, was sie wollen.
Außerdem bitten Hunde Menschen gezielt um Hilfe, um ein Problem zu lösen. Ob dieses Verhalten typisch Hund ist oder auch andere Haustiere zeigen, wollten Forscher der ungarischen Eötvös Loránd University (ELTE) in Budapest herausfinden. Experimente mit ähnlich sozialisierten Wölfen und Katzen hatten gezeigt, dass diese bei Problemen weniger mit Menschen kommunizieren als Hunde.
„Aber vielleicht liegt das daran, dass Wölfe nicht domestiziert und Katzen keine soziale Spezies sind. Daher haben wir eine Studie entworfen, um das Verhalten von Hunden mit dem einer anderen einheimischen und sozialen Spezies zu vergleichen, dem Schwein“, erläutert die Studienautorin und Verhaltensforscherin Paula Pérez von der ELTE.
Das Borstenvieh wurde vor etwa 10.500 Jahren im heutigen Anatolien erstmals domestiziert und kam vor rund 8500 Jahren nach Europa. Inzwischen findet die Minivariante des Hausschweins immer häufiger Platz auf unseren Sofas. Es hat in unserem Leben eine ähnliche „soziale Nische“ eingenommen wie der Hund, meinen die Wissenschaftler der ELTE.
Für ihre Studie haben die Forscher Minischweine und Hunde getestet, die jeweils in Familien groß geworden sind. Zunächst haben sie die Tiere mit einem Problem konfrontiert, das sie lösen können: eine leicht zu öffnende Kiste mit einem Leckerli darin. Beide hatten den Dreh schnell raus, wobei die Schweine ihre Nasen einen Tick weiter vorne hatten. In einem weiteren Versuch verhielten sich beide ebenfalls ähnlich.
ALS DIE BOX ZUM ERSTEN MAL OHNE FUTTER IM RAUM WAR, WANDTEN SICH SCHWEINE UND HUNDE GLEICHERMASSEN DEN MENSCHEN ZU.
Als die Verhaltensforscher den Schwierigkeitsgrad erhöhten, zeigten sich allerdings Unterschiede im Verhalten der Vierbeiner: Ging die Kiste nicht mehr so einfach auf, öffneten die Schweine sie schneller als die Hunde. Und als die Box überhaupt nicht mehr zu öffnen war, das Problem also unlösbar wurde, waren die Borstentiere hartnäckiger. Sie versuchten weiterhin, alleine den Deckel zur Seite zu schieben, während sich die Hunde bereits Hilfe suchend den Menschen zugewandt hatten.
Dieses Verhalten spiegele laut der Forscher die individuelle Persönlichkeit von Schweinen wider. Sie sind unabhängige Tiere und eigenständiger als Hunde. Diese wiederum haben im Laufe der vielen Jahren des engen Zusammenlebens gelernt, mit uns zu interagieren und zu kooperieren.